Was treibt erwachsene Menschen dazu, in aller Öffentlichkeit wild zu brüllen, zu hüpfen und vor Wut gegen die Wand zu schlagen? Das fragen sich regelmäßig unbeteiligte Gäste in Bars rund um den Globus die die Emotionen die ein scheinbar schnödes Kickerspiel auslösen kann völlig unterschätzen. Kickern ist allgemein unterschätzt. Es ist weit mehr als das stupide drehen und ziehen an ein paar Stangen. Es gilt den Gegner auszumanövrieren, ihn zu überraschen und wenn sich eine Lücke ergibt präzise und zielstrebig zuzuschlagen. Andersherum muss man in der Lage sein, das Spiel seines Gegners zu lesen, seine Spieler in die richtige Formation zu stellen, die Passwege zuzustellen und ihm wie im richtigen Fußball keinen direkten Weg zum Tor anzubieten. Technik, Erfahrung und Kaltschnäuzigkeit und Phantasie zeichnen einen guten Kickerspieler aus.

Eine Kneipe mit einem Kicker in der Ecke, kann sich steigender Gästezahlen sicher sein. Liebhaber des klassischen Kneipensports finden sich in jeder Stadt, jeder hat schon mal an den Stangen gedreht, mehr oder weniger erfolgreich. Auch mit steigendem Alkoholpegel ist Kickern immer noch ein Vergnügen. Ideal geeignet, um den Kopf wieder ein wenig klarer zu bekommen. Die Gefahr, sich den ganzen Abend nicht mehr vom Kickertisch zu entfernen und deswegen entweder wichtige Züge zu verpassen oder mitgebrachte Freundinnen zu verprellen, ist allerdings immer gegeben.

In jeder Stadt gibt es einen ungeschriebenen Regelkodex. In Berlin beispielsweise, werden die Bälle nach jedem Tor dem gegnerischen Torwart überlassen, der erste Schuss der Abwehr ist frei. In Köln müssen Verlierer, die die „Brille“ kassiert haben (also zu null verloren haben) unter dem Kicker hindurchkriechen und dem Gewinnerteam zusätzlich ein Bier ausgeben.